Pilotprojekt in Rosenberg: Nachhaltigen Umgang mit Energie
"Bürger zum Handeln mobilisieren": Wärmebildaufnahmen von Gebäuden sollen mit Spezialflugzeug und Fahrzeug aufgenommen werden.
Im Rahmen eines Pilotprojektes der Gemeinde Rosenberg in Zusammenarbeit mit der Energie Neckar-Odenwald GmbH (ENO) und der MVV Regioplan GmbH (Mannheim) fanden Befliegungen über Rosenberg mit allen Ortsteilen statt. Mit einem Leichtflugzeug wurden aus etwa 300 Metern Höhe Wärmedaten von Gebäuden erfasst.
Die drei Partner kooperieren bei der Förderung des nachhaltigen Umgangs mit Energie in Bestandsgebäuden und haben dazu einen Vertrag unterzeichnet. Neben den nun abgeschlossenen Befliegungen wird im Rahmen des Innovationsprojekts Climap auch ein Fahrzeug vom Boden aus Wärmeaufnahmen vom gesamten Gemeindegebiet erstellen. Das soll nach Auskunft von Simon Gans, Programmleiter für digitale Stadtentwicklung bei der MVV-Tochtergesellschaft MVV Regioplan, Ende dieser Woche bzw. Anfang nächster Woche geschehen – und zwar nachts.
Warum nachts? "Die Verkehrslage ist da ruhiger, und wir haben keine Störung durch die Sonneneinstrahlung. Das ist besser für die Thermografie-Bilder", erklärte Gans auf Nachfrage der RNZ. Die Aufnahmen werden Auskunft über den energetischen Zustand von Gebäuden und deren Energiesparpotenziale geben.
Am Dienstag stellten Simon Gans, Sebastian Damm, Prokurist der AWN GmbH als Mutterunternehmen der Energie Neckar-Odenwald GmbH (ENO), Betreiber des Nahwärmenetzes in Rosenberg, und Bürgermeister Ralph Matousek, das Projekt im Rosenberger Rathaussaal vor.
Laut Gans ist es das erste Projekt dieser Art im Neckar-Odenwald-Kreis und das erste in der Metropolregion Rhein-Neckar, bei dem das spezielle Ultraleichtflugzeug zum Einsatz komme. Bislang wurden in Mannheim, Brühl und Schwetzingen im Rahmen von Climap umfangreiche Bilder aufgenommen.
Bürgermeister Ralph Matousek erklärte, dass Energieeffizienzmaßnahmen zur energetischen Gebäudesanierung angesichts der derzeit stark angestiegenen Energiekosten von besonders großer Bedeutung seien. Schon seit Jahren setze die Gemeinde Rosenberg mit der Biogasanlage, dem Nahwärmenetz und dem Ausbau der Fotovoltaik auf Erneuerbare Energien und den Klimaschutz.
In fünf Jahren laufe jedoch die EEG-Umlage für das Nahwärmenetz aus, und man müsse schauen, wie man die Energieversorgung auch ohne Förderung weiterbetreiben könne. "Je mehr Bürger sparen, desto mehr kann man an das Nahwärmenetz anschließen."
Und da kommt das Projekt Climap ins Spiel. "Wir haben uns Ende des Jahres 2022 überlegt, wie man damit umgehen kann, und haben Dr. Ginter kontaktiert." Der ENO-Geschäftsführer habe wiederum Kontakt zur MVV mit ihrem Projekt Climap aufgenommen.
Simon Gans erklärte, was sich hinter Climap verbirgt: "Aus den erfassten Wärmeaufnahmen sowie aus weiteren gebäudespezifischen Informationen, wie beispielsweise dem Baualter, entwickelt die MVV eine Wärmelandkarte." Diese gebe Auskunft über den energetischen Zustand der Gebäude einer Kommune und deren Energiesparpotenziale. Die Wärmelandkarte finden die Bürger dann auf dem Dienstleistungsportal von Climap unter www.climap.de.
Dort kann dann jeder Gebäudeeigentümer, dessen Haus thermografisch erfasst wurde, auch seinen individuellen Energiebericht kostenpflichtig für 59,50 Euro bei der MVV bestellen. "Das ist ein niederschwelliger Einstieg für die Bürger, einen Energiebericht ersetzt das aber nicht. Mit diesen Informationen geht man dann zum Energieberater", sagte Gans.
Im Vergleich zu einer üblichen Thermografie-Aufnahme, die mindestens 300 Euro koste, sei dieser Energiebericht aber deutlich kostengünstiger. "Alle interessierten Hausbesitzer können mit Climap einen Einblick in den energetischen Zustand ihres Hauses erhalten", so Gans. Und: "Es können schon Schwachstellen wie etwa undichte Fenster oder fehlende Dämmung identifiziert werden."
Der energetische Zustand eines Gebäudes werde dabei durch eine einfache Ampellogik im Energiebericht veranschaulicht, und jeder Hausbesitzer erhalte Tipps, wie er diesen Zustand verbessern könne. "Die Bürger können so auch mal kleinere Sachen machen, ohne gleich einen teuren Energieberater beauftragen zu müssen", ergänzte Bürgermeister Matousek.
Im Gebäudebestand müsste man viel mehr machen, um die Klimaziele zu erreichen, erklärte Gans. Climap solle den Bürgern den Einstieg in die Themen Wärmewende und energetische Sanierung leichter machen und sie zum Handeln mobilisieren. Denn: "Der Schritt zu handeln fällt vielen schwer."
Für die ENO sei die Zusammenarbeit mit Climap ein bedeutender Schritt, um die Wärmewende in Rosenberg weiter voranzubringen, betonte Sebastian Damm. Es sei ein Angebot, mit dem sich jeder Bürger und jedes Unternehmen über seine Immobilie informieren könne. Mit dem Projekt wolle man einen Prozess bei den Bürgern anschieben. "Wir wollen gedankliche Arbeit bei den Leuten provozieren." Eine ausführlichere Folgeberatung könnte dann im Anschluss über die ENO angefordert werden.
Gegen Ende März soll den Bürgern der Gemeinde Rosenberg auf www.climap.de das Angebot zur Verfügung stehen, wie Gans auf Nachfrage der RNZ mitteilte. Er stellte auch klar, dass in der Wärmelandkarte keine Wärmebilder einzelner Gebäude, Personen oder Pkw veröffentlicht werden. Eigentümer, die einer Darstellung ihrer Immobilie widersprechen möchten oder Rückfragen haben, können sich per E-Mail an climap@mvv.de wenden.